Polizeistudie – MEGAVO

Der Titel der Studie „Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten – MEGAVO“ macht deutlich, dass ganzheitlich Erkenntnisse zum Berufsalltag von Polizeibeamt:innen in den unterschiedlichsten Verwendungen generiert werden sollen.
Insofern handelt es sich nicht um die von der Öffentlichkeit geforderte sog. Rassismusstudie.
Vielmehr wird ein viel weitreichender Forschungsansatz verfolgt. In drei Modulen werden verschiedene Fragestellungen beleuchtet und empirisch untersucht.

Im ersten Modul nahmen Mitarbeitende aus 14 Landespolizeien sowie der Bundespolizei und des Bundeskriminalamtes an einer quantitativen Online-Befragung teil. Die Befragung umfasste nicht nur den Polizeivollzugsdienst, auch Verwaltungsbeamt:innen und Tarifbeschäftigte wurden zwischen November 2021 und Oktober 2022 zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Über 50.000 ausgefüllte Online-Fragebögen bilden die Datenbasis für die erste Analyse. Der Zwischenbericht des Projektes stellt erste Ergebnisse auf Bundesebene vor: Den Anfang bilden hierbei Fragen nach den Motiven der Berufswahl. Ergänzt wird dieser Themenbereich um Fragen zur aktuellen Motivation, Arbeitszufriedenheit und beruflichen Identifikation. Erste Vergleiche zwischen Berufsanfänger:innen und dienstälteren Mitarbeitenden sind möglich.
Als zweiter Themenkomplex stehen alltägliche Belastungen im Mittelpunkt. Ebenfalls in diesem Kontext wird ein Blick auf Gewalterfahrungen im Dienst sowie andere Formen von Viktimisierung geworfen. Außergewöhnlich belastende Einzelereignisse entziehen sich zwar einer quantifizierenden Betrachtung, bleiben aber nicht unerwähnt.
Ein dritter Themenbereich sind Einstellungsmuster, die in der Befragung erhoben und mit Ergebnissen aus Bevölkerungsbefragungen verglichen werden. Hierzu zählen Einstellungen zum politischen System, zu Diversität im beruflichen Kontext, zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Autoritarismus. Auch die Einschätzung von Werten, die das eigene berufliche Umfeld prägen, sind diesem Bereich in einem weiteren Sinne zuzurechnen.
Als letztes Themenfeld findet auch die Beobachtung von Fehlverhalten Raum im Fragebogen und den ersten Auswertungen.
Für den weiteren Projektverlauf wird neben zusätzlichen Auswertungen derzeit eine Wiederholung der Online-Befragung im letzten Quartal 2023 geplant. Sie kann den Einstieg in eine Analyse individueller Veränderungen im Berufs- und Lebenslauf sowie deren Folgen bilden.

Im zweiten Modul wird der Berufsalltag von Polizeibeamt:innen umfassend betrachtet. Hier wird erhoben, welche unterschiedlichen Erfahrungen je nach Tätigkeitsgebiet gesammelt werden und welche positiven und negativen Faktoren die Motivation und Arbeitszufriedenheit stärken oder minimieren. Es geht hier im Detail auch um Einschätzungen zu Arbeitsplatz, Arbeitsausstattung und Work-Life-Balance. Dies wurde im Rahmen eines qualitativen Designs durch Fokusgruppengespräche, teilnehmende Beobachtung und Experteninterviews untersucht und analysiert.

Eng damit zusammen hängt das dritte Modul, in dem es um die Erfassung von Gewalterfahrungen von Polizeibeamt:innen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsalltag und die Psyche geht. Auch hier lieferten Experteninterviews neue Erkenntnisse. Durch dieses umfangreiche Gesamtdesign sollen am Ende der Studie Best-Practice-Modelle und Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die sich positiv auf Arbeitszufriedenheit und Motivation von Polizeibeamten auswirken sowie Gewalterfahrungen minimieren können.